Coaching wird unterschiedlich verstanden, denn schließlich gilt das Setting als das individuellste Weiterbildungsformat. Es gibt eine Diskrepanz zwischen sehr ähnlichen Coachingprozessen und sehr unterschiedlichen Coachingverständnissen in den Unternehmen, die meist durch die Unternehmenskultur geprägt sind.

 

Vier Verständnistypen von Coaching

Das Coachingverständnis der Unternehmen beeinflusst nicht nur den Coachingprozess, sondern auch die Entscheidung, wann und wofür Coaching eingesetzt wird. Ist Coaching etwas, das vor allem dem Einzelnen nutzen soll oder etwas, bei dem der Organisationsnutzen im Vordergrund stehen sollte? Dabei ergeben sich Dimensionen der Autonomie versus Steuerung und Person versus Organisation (Bachmann artop GmbH, Berlin 2017). In einer empirischen Untersuchung von Bachmann mit 96 Unternehmen ergaben sich hier vier Verständnistypen von Coaching.

Autonomie – Persönlichkeitsentwicklung und Veränderung

Den häufigsten Typen des Coachingverständnisses finden wir im Bereich Autonomie der personenbezogenen Wirkungen wie emotionale Entlastung und Persönlichkeitsentwicklung. Es geht um Selbstreflexion und Unterstützung.

Empowerment – Selbstorganisation

In der Schnittmenge Autonomie und Organisation liegt der zweithäufigste Typ des Coachingverständnisses von Unternehmen. Es setzt ebenfalls auf Autonomoie, hat aber klar organisationsbezogene Wirkung im Blick, wie bessere Aufgaben- und Rollenerfüllung, Zusammenarbeit mit anderen und Stärkung der Identifikation mit der Aufgabe und der Organisation.

Expertenberatung – Optimierung

Im dritthäufigsten Verständnistyp in der Schnittmenge Organisation – Steuerung liegt der Fokus wieder auf den Organisationszielen in Kombination mit der Steuerung. Der Coachingprozess soll transparent sein, die Organisation will wissen, was passiert und den Coachingprozess steuern.

Edukation

Der vierte Typus findet sich in der Schnittmenge Person und Steuerung, nur steht bei diesem nicht die Organisation im Fokus, sondern die einzelne Person, die zu etwas „erzogen“ werden soll.

Welches Verständnis ist das Beste?

Jedes Verständnis hat seine Berechtigung. Jedes von diesen beschreibt Coaching, aber keines alleine beschreibt es hinreichend. Die sehr spezifischen Verständnisse in den Unternehmen zeigen gleichzeitig, dass viele Facetten und Möglichkeiten von Coaching nicht gesehen werden, weshalb das Potenzial des Settings in den Unternehmen in aller Regel nicht ausreichend ausgeschöpft wird. Die ersten beiden Typen trifft man in der Praxis am häufigsten an.

Beispiel wie ein Coachingverständnis eines Unternehmens von der Unternehmenskultur geprägt ist:

Ein Unternehmen mit einem pädagogisch edukativen Coachingverständis, also einem personen- und steuerungsbezogenen, schickt beispielsweise eine Führungskraft ins Coaching, wenn man beobachtet, dass dieser in ihrer Arbeit etwas Probleme bereitet. Daraus wird abgeleitet, dass der Führungskraft etwas fehlt, etwas ein Soft Skill, das dann zusammen mit einem Coach entwickelt werden soll. Im Coaching stellt sich jedoch heraus, dass es nicht an der Führungskraft liegt, sondern an der Organisationsstruktur, der Auftraggeber (Abteilungsleitung oder Personalabteilung) ist aber auf diesem Ohr taub, denn er wünscht sich nach seiner Ansicht eine mitarbeiterspezifische Lösung vom Coach und keinen Ansatzpunkt für organisationale Veränderungen.
In den meisten Fällen beugt sich der Coach dem Druck und arbeitet an einer Pseudolösung, die am eigentlichen Problem vorbeigeht.

Coachingverständnis beeinflusst wofür Coaching eingesetzt wird.

Das Coachingverständnis in einem Unternehmen bestimmt die Coachinganlässe wesentlich, jedoch auch wofür Coaching gar nicht eingesetzt wird, obwohl es dafür eventuell ein hervorragendes Setting wäre. In Firmen mit einem Verständnis für Coaching als Persönlichkeitsentwicklung werden v.a. Themen wie Work.Life-Balance oder Selbstmanagement bearbeitet. In Organisationen mit einem Empowermentverständnis wird Coaching primär zur Bearbeitung von Management- und Führungsthemen genutzt.

Informationen zu Coachinglehrgängen der ESBA (European Systemic Business Academy:

Impulsseminar für Coaching und Führungskompetenz

Intensivlehrgang Coaching

Coachingausbildung für Führungskräfte

Professional Lehrgang Coaching

 

Coach für Ihre Anlässe

Dr. Lisa Tomaschek-Habrina, MSc l.tomaschek@esba.eu

 

Ähnliche Beiträge: