Es gibt ein Leben nach dem Zusammenbruch – Betroffene erzählen, wie sie sich und ihren Alltag nach dem Zusammenbruch verändert haben.

 

Gloria W., 41 Jahre, Projektleitung in einer IT- Abteilung

 

Die Zeit davor

Gloria W. ist Projektleiterin einer IT- Umstellung in einem internationalen Bankhaus. In den letzten 5 Jahren hat sie 2 Umstrukturierungen miterlebt, die letzte noch nicht ganz abgeschlossen. Sie ist sich ihres Jobs sicher, muss aber Mitarbeitern gegenüber viele Unsicherheiten austarieren.

Bis vor 3 Jahren durch eine „Super Chefin“ , wie sie betont, sehr engagiert und begeistert im Job. Frau W. hat sich von „ganz unten“ raufgearbeitet. Seit ihre Chefin ersetzt wurde, ist sie sehr unter Stress und Druck, erhält weniger Rückmeldung, ist zunehmend unsicher ob ihre Leistung passt, die Arbeit wurde immer mehr, Überstunden und Wochenendarbeit sind die Regel. Sie nimmt sich immer weniger Zeit für Freunde oder Freizeitbeschäftigungen, am Abend ist sie oft so erschöpft, das nur noch Fernsehen möglich ist.

In den letzten 8 Monaten nehmen Schlafstörungen und Konzentrationsstörungen zu, sie hat das Gefühl, es wächst ihr alles über den Kopf, ist immer wieder krank, leistet es sich aber nicht lang in den Krankenstand zu gehen mit der Überzeugung: „ist derzeit nicht möglich“. Kopfschmerzen versucht sie mit Medikamenten zu kaschieren. Sie fühlt sich leer und ausgepowert, hat auf nichts mehr Lust und auf dem Weg von und zur Arbeit weint sie immer wieder. Nach einem Kreislaufkollaps entschließt sie sich doch Begleitung in Anspruch zu nehmen.

Wie habe ich mich gefühlt?

Ich habe mir immer gesagt, „durchhalten, du must nur durchhalten“ dann wird alles wieder gut. Es geht vorbei, nur noch das eine Projekt, und dann nimmst du dir Zeit. Durchhalten- das kann ja nicht so schwer sein, ich hab´ doch bisher alles noch geschafft. Ich kenne dieses Durchhalten von zu Hause. Das war die Parole meiner Mutter. Und mein Vater hat dann noch eines draufgegeben und noch hinzugefügt – „Da müssen wir durch“ –also nicht nur durchhalten, sondern auch noch durchmüssen. Für mich war das halt normal – ich hab´ es nicht anders gekannt, bis mein Körper dann regelrecht gestreikt hat und sukzessive Sabotage an mir geübt hat. Sonst hätte ich es auch nicht anders akzeptiert oder angenommen. Ich bin darüber hinaus auch noch der Meister der Verdrängung und des Nichtwahrhabenwollens gewesen, bis es einfach nicht mehr geht.

Was ich jetzt anders mache?

„Ich genieße wieder das Leben. Ich wollte es immer allen recht machen. Ich wollte gemocht werden – dafür habe ich Dinge getan, wo ich mir jetzt in der Nachbetrachtung wirklich auf den Kopf greifen muss. Wenn ich schon heim wollte, und mein Chef kam prinzipiell immer fünf Minuten bevor ich heimgehen wollte noch mit einer dringenden Aufgabe auf mich zu – dann habe ich es nicht geschafft nein zu sagen, sondern hab bereitwillig angenommen. Wie oft ich Freunde versetzt habe deswegen – war unwahrscheinlich. Viele waren dann natürlich sauer, weil ich es einfach nicht fertig brachte meinem Chef zu sagen, dass ich einen dringenden Termin hätte. Aber es war so. Das spannende war auch, dass bei „Ich muss es allen rechtmachen“, ich nicht dabei war. Also allen recht machten – außer mir! Das ist mir dann erst während der Begleitung aufgefallen.

Ich versuche mich jetzt täglich auch im freundlichen nein sagen. Die Welt geht nicht unter, nur weil ich einmal die Dinge nicht übernehmen kann. Diese inneren Muster habe ich ja schon sehr lang. Es ist ein tägliches Üben, nicht wieder in die alten Muster zu kippen.

Begleitung durch Lisa Tomaschek-Habrina Kontakt

 

 

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