Doomscrolling ist eine Wortbildung aus den englischen Begriffen „doom“ (dt. Verderben) und dem eingedeutschten „scrollen“ (etwa den Bildschirminhalt verschieben). Sinngemäß beschreibt Doomscrolling (auch Doomsurfing genannt) das schier endlose Konsumieren von schlechten Nachrichten auf verschiedenen Medienkanälen.

 

Informationsbeschaffung als Angstbewältigung

Bedrohliche, unüberschaubare oder neuartige Situationen lösen oft Angst und ein Gefühl von Überforderung aus. Da wir der Ungewissheit oft nichts entgegenzusetzen haben, versuchen wir durch systematische Informationsbeschaffung Herr der Lage zu werden.

Evolutionsgeschichtlich gesehen macht diese Taktik Sinn. Je mehr Informationen unsere Vorfahren über die Dinge hatten, die sie töten konnten, desto besser standen ihre Überlebenschancen.

 

Schutzmechanismus meets Social Media

Doch die Zeiten haben sich geändert. Bei derart komplexen Themen wie der Corona-Pandemie, Kriegsnachrichten, Inflation oder Klimakrise die keine einfachen Antworten zulassen und nicht in absehbarer Zeit vorbei sein werden, trifft der evolutionsbedingte Schutzmechanismus unserer Psyche dann auf die süchtigmachenden Eigenschaften von Social Media mit ihren Algorithmen, die uns mit immer gleichen und mehr desselben Nachrichten sprichwörtlich füttern, um uns möglichst lange auf der Plattform zu hatlen, ungeachtet der Auswirkungen auf unserer mentale Gesundheit.

 

Wir wollen einen Vorsprung

Wir glauben, durch die nicht enden wollende Informationsflut, uns einen kleinen Vorsprung verschaffen zu können, mit dem wir besser vorbereitet sind als all die anderen. Wir erreichen jedoch nur, dass wir unseren Körper dauerhaft latentem Stress aussetzen, wenn wir alleine vor dem Bildschirm sitzen und niemanden haben, mit dem wir in einer Konversation unsere Gedanken teilen und einordnen können. Egal, wie lange man nach unten scrollt, es hört nie auf.

Ben Grosser, Professor an der School of Art der University of Illinois, Urbana-Champaign liefert einen anschaulichen Beweis für die Sinnlosigkeit des Doomsurfings auf  endlessdoomscroller.com Die Seite differenziert die reißerischen Schlagzeilen von ihren Inhalten und zeigt, wie sich Überschriften mit der Zeit nur noch wiederholen. Man gewinnt also nicht an Wissen dazu, sondern wird zum stumpfen Konsumenten, der möglichst lange auf den Plattformen gehalten werden soll.

 

Tipps gegen Doomscrolling

Tipps:

  • Beobachte dich bewusst selbst, wie Dein Medien- und Nachrichtenkonsum tatsächlich ist.
  • Ausgewählter beschränkter Nachrichtenkonsum zu bestimmten Zeiten 10-20 MInuten, nicht unbedingt vor dem unmittelbaren Einschlafen. 1-2x pro Tag ist ausreichend, da sich Nachrichtensendungen immer wieder wiederholen, reicht es, wenn man schlechte Nachrichten auch nur 1- 2 x hört, statt stündlich
  • Da Überschriften bei oftmaligen Konsum sich nur noch wiederholen, gewinnt man nicht an Wissen dazu, sondern wird nur noch zum stumpfen Konsumenten.
  • Wähle nur 1- 2 Medien, denen Du vertraust.
  • Entferne Popup Fenster
  • Schaffe einen Gegenpol , einen Ausgleich: ein Gespräch zu Vertrauten, ein Spaziergang, gute Musik hören, etwas anderes Lesen, gutes Kochen, me time reservieren und einhalten
  • Triple A: Abkühlen, Ablenken, etwas Anderes tun
  • Installiere auf dein Smartphone Apps zur Beschränkung der Bildschirmzeit, wenn es Dir schwerfällt dich loszueisen
  • Frage Dich nach jedem surfen bewusst: Hat diese Informationsflut mich vorangebracht und bestärkt oder nur verzweifelter und hoffnungsloser gemacht? Hätte es ausgereicht bereits nach dem ersten Artikel zu beenden?

 

Ähnliche Artikel: